Drei Besuche, drei unterschiedliche Welten
Hermann Otto Solms mit drei unterschiedlichsten Terminen am vergangenen Dienstag
Gießen. Am vergangenen Dienstag besuchte der Gießener FDP-Bundestagskandidat Dr. Hermann Otto Solms gleich drei Unternehmen, um sich ein Bild von der Lage unterschiedlichster Arbeitswelten zu machen. Neben der Zigarrenmanufaktur „Don Stefano“ in Heuchelheim und dem IT-Unternehmen „Titan Commerce“ in Linden konnte er auch einen Einblick in die Arbeit der Lebenshilfe Gießen gewinnen.
Begonnen wurde der Tag bei Don Stefano, ein traditionelles Unternehmen mit Wurzeln im 19. Jahrhundert. Tabake aus Indonesien, Brasilien oder Nicaragua werden hier per Hand verarbeitet und unter anderem auch exportiert. Beim Gespräch mit Geschäftsführer Steffen Rinn und Bodo Mehrlein, Geschäftsführer des Bundesverbands der Zigarrenindustrie, stellten das Unternehmen und der Verband ihre Sichtweisen auf die in Deutschland vorhandenen Regularien im Tabakmarkt da. „Teilweise empfinden wir das schon als diffamierende Verhaltensweisen, wenn der Tabakkonsum so negativ dargestellt wird, während beim Alkohol ganz andere Richtlinien gelten.“ Gemeint sind hiermit unter anderem die Warnhinweise auf Zigarrenpackungen. Solms erwidert: „Auf der einen Seite verstehe ich, dass Unternehmen in dieser Industrie Planungs- und Innovationssicherheit brauchen und die unterschiedliche Gesetzgebung bei Konsumstoffen nicht nachvollziehen können. Auf der anderen Seite halte ich den Schutz von Nichtrauchern und Hinweise gegen das Rauchen auch für nicht falsch.“
Anschließend wurde die Limeswerkstatt der Lebenshilfe Gießen besucht, die sich mit fast 700 Mitarbeitern um körperlich und geistig behinderte Menschen kümmert. Zur Lebenshilfe gehören unter anderem auch die Sophie-Scholl-Schulen und insgesamt sechs Kindertagesstätten. Solms interessierte sich vor allem für die Arbeit vor Ort und die Probleme der Pfleger. „Natürlich kann man in den Schulen beispielsweise keinen Frontalunterricht machen. Wir brauchen geschultes und erfahrenes Personal“, so Vorstand Magnus Schneider. In der Werkstatt selbst erhält jeder Betreute eine feste Aufgabe, um einen regelmäßigen Tagesablauf zu schaffen. „Egal, ob geistig, seelisch oder körperlich eingeschränkt – es gibt für jeden eine Aufgabe!“, erläuterte Ursel Seifert, die für die Organisationsentwicklung zuständig ist. „Ich bin stark beeindruckt, welche Arbeit hier geleistet wird. Ohne das Engagement würde es hier
vielen Menschen deutlich schlechter gehen. Da kann man sich gar nicht genug bedanken“, resümierte Solms.
Zu guter Letzt wurde Solms, der von 1976 bis 1984 selbst als Unternehmer tätig war, von einigen neuen digitalen Produkten bei Titan Commerce in Linden überrascht. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, amerikanischen Firmen beim Verkauf ihrer Produkte aus dem medizinischen oder sportlichen Bereich auf dem europäischen Markt zu unterstützen. Neben EEG-Headsets werden so auch kalorienzählende Uhren oder EKG-Geräte für zu Hause importiert und verkauft. Die Geschäftsführer Harald Baums und Hans-Georg Bieschke haben dafür in den letzten Jahren ein umfangreiches Netzwerk im Silicon Valley aufgebaut. „Hauptsächlich sind für uns Nischenprodukte interessant, mit denen die US-Unternehmen auf dem europäischen Markt Fuß fassen wollen“, erläutert Bieschke. Dabei sei der Markt extrem schnelllebig, da „quasi sieben von zehn Produkten wieder sterben“, ergänzt Baums. „Ein aufregender Tag mit drei völlig unterschiedlichen Berufsfeldern und Arbeitsweisen. Und alle drei sind für den Kreis Gießen unerlässlich – ein traditionelles Familienunternehmen, eine soziale Einrichtung und ein Betrieb der Digitalisierung“, fasst Solms den Tag abschließend zusammen.