FDP im Gespräch mit Veranstaltern des Strandkorb-OpenAir
Wetzlar – Am vergangenen Samstag war die Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments Nicola Beer zu Gast in Wetzlar zu einem besonderen Wahlkampf-Termin. Gemeinsam mit ihrem ehemaligen Kollegen aus dem Hessischen Landtag, Dr. Matthias Büger, unterstützte Sie den mittelhessischen Spitzenkandidaten zur Bundestagswahl, Dennis Pucher, im Wahlkampf.
Die drei FDP-Politiker waren zum Gespräch mit den Veranstaltern des Gießener Kultursommers Dennis Bahl und Markus Pfeffer geladen. Doch nicht wie üblich am großen Konferenztisch in der Geschäftsstelle, sondern Backstage beim Strandkorb-Konzert von Johannes Oerding auf dem Festplatz Finsterloh in Wetzlar.
Hierbei konnten sie sich vom ausgefeilten Veranstaltungskonzept überzeugen, bei dem trotz 1.400 Gästen und zahlreichen Mitarbeitern nur minimale Kontakte und stets gewahrte Abstände eingehalten werden. Essen und Getränke werden per App bestellt, im Verpflegungszelt von zahlreichen Händen zusammengestellt und anschließend direkt an den Strandkorb gebracht. „Einfach clever! Schnell, effizient und den Pandemie-Bedingungen angepasst. Und man verpasst nicht das halbe Konzert in der Schlange beim Catering“, zeigt sich die Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments begeistert, als sie eine Bestellung per App abgibt. „Angesichts derartig guter Hygienekonzepte dürfen Veranstalter und Künstler nicht noch einmal vom Staat zum völligen Schließen gezwungen werden“, forderte Nicola Beer.
Darüber hinaus haben Dennis Bahl und Markus Pfeffer noch weit mehr zu zeigen. Eigens für das Strandkorb-konzert musste eine 5,20 Meter hohe Bühne mit speziellem Lastenaufzug konstruiert werden, sodass von jedem Strandkorb aus ein guter Blick auf die Künstler möglich ist. Die Bühne ist damit die zur Zeit höchste Bühne Europas. Zum Vergleich: Die große Hauptbühne des Wacken-Festivals misst „nur“ 3,5 Metern Höhe.
Dieser Aufwand ist jedoch mit hohen Kosten verbunden. Die sechswöchige Konzertreihe in Wetzlar kostet die Veranstalter rund 1,6 Millionen Euro. „Sollten alle Konzerte in diesen sechs Wochen ausverkauft sein, werden wir jedoch nur rund 1,5 – 1,6 Millionen Euro einnehmen“, berichtet Produktionsleiter Markus Pfeffer. Für die Finanzierung der Deckungslücke hoffen die Veranstalter auf Fördergelder aus dem Hilfsprogramm „Neustart Kultur“ der Bundesregierung. Den Antrag konnten sie bereits stellen – ob sie eine Förderung erhalten, erfahren sie jedoch erst später. Für Dennis Pucher, der beruflich Unternehmen und Kommunen in Fördermittelfragen berät, ein absolutes Unding. „Die bürokratischen Mühlen mahlen so langsam, dass der Veranstaltungssommer längst vorbei ist, bevor die Förderbescheide ausgestellt sind. Das zwingt die Veranstalter, große persönliche Risiken auf sich zu nehmen, um den Menschen trotz Corona Kultur und ein wenig Normalität zu bieten. Und das, obwohl die Veranstaltungsbrache bereits enorm harte Monate hinter sich hat“, ärgert sich der Bundestagskandidat.
Für die Kulturförderung des Landes Hessens kommen die Veranstalter jedoch nicht in Frage. Denn wenn die kompletten sechs Wochen ausverkauft werden würden, könnte die Veranstaltung ihre Kosten wieder einspielen. Für den Landespolitiker Dr. Matthias Büger nicht nachvollziehbar: „Schon die theoretische Möglichkeit die entstehenden Kosten wieder einzuspielen reicht für die hessische Ministerin für Wissenschaft und Kultur, Angela Dorn, aus um als nicht förderwürdig zu gelten – das passt ins Bild. Zumal hier nicht berücksichtigt ist, dass der Veranstalter ja auch einen Gewinn benötigt um davon zu Leben. Eine Förderpraxis fern der Realität. Ich werde mich im Ausschuss für Wissenschaft und Kunst dafür einsetzen diese Förderpraxis zu überarbeiten“, versicherte der Landtagsabgeordnete.